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Gewässerbeschreibung Feldberger Seen mit Küstriner Bach und Lychener Gewässer
Letzte Änderung: 6. März 2021
Die Feldberger Seen und die kleinen Bäche nach oben
Verschiedene Seensysteme im Nordosten Deutschlands sind durch Wasserläufe miteinander verbunden. Diese sind oft natürlich, meist jedoch künstlich verbreitert und begradigt worden, um Lasten transportieren und Holz flößen zu können. Das trifft teilweise auch auf die Feldberger Seenlandschaft zu. Es gibt jedoch einen riesigen Unterschied: während die Seen rund um die Müritz z.B. durch Abwässer und Landwirtschaft verschmutzt und überdüngt wurden, so wie alle anderen Flüsse in der Vergangenheit und teilweise in der Gegenwart auch, ist das in der Feldberger Seenlandschaft unterblieben. Die oberen Seen bis hinunter zum Dreetzsee bilden hier auch noch eine andere Besonderheit: Sie sind zwar untereinander, aber nicht mit den unteren Seen verbunden. Der Naturpark Feldberger Seenlandschaft liegt zum Teil in Mecklenburg-Vorpommern und zum Teil in Brandenburg.
Die Seen weiter südlich werden von dem Krüseliner Bach und dem Küstriner Bach durchflossen, liegen aber komplett in Waldgebieten und sind dadurch ebenfalls vor Überdüngung geschützt.
Die oben erwähnten Umstände führten dazu, dass hier ein Naturreservat entstand, das wirklich einmalig in dieser Kombination ist, und das nicht etwa nur auf den Prospekten der Fremdenverkehrsindustrie: sehr klare Seen, klare Bäche, verlandete ehemalige Stauteiche der Mühlen und Auenwald, der seinen Namen verdient, verhelfen dem Besucher im Kanu, auf dem Fahrrad und zu Fuß immer wieder zu überraschenden Natureindrücken. Wir wollen sie hier nicht weiter beschreiben, die Fotos in unserer Galerie zeigen eine Auswahl an Eindrücken, die dort normal sind. Sie mögen für sich selbst sprechen.
Seit dem Ende der Flößerei hat hier der Tourismus folgerichtig immer mehr zum Broterwerb der Bewohner dieser Enklave beigetragen. Auch das Wasserwandern wurde immer beliebter, bis es gegen Ende des Jahrhunderts seinen Höhepunkt erreichte. Damals wurde an vielen Stellen wild gezeltet und die teilweise extrem schmalen und flachen Bäche bei jedem Wasserstand gnadenlos befahren, auch aufwärts. Das führte dazu, dass die Fließe gesperrt werden sollten, wie schon viele kleine Gewässer in sensiblen Lagen andernorts zuvor, z.B. Thymenbach oder Rheinsberger Rhin.
Tourismus-Anbieter und Kanuverbände protestierten sehr heftig, und nach viel Gerangel zwischen Verbänden und Behörden gelang es, ein Nutzungskonzept für die Feldberger Seenlandschaft, die kleinen Fließe und den Küstriner Bach zu etablieren, das sowohl für Tourismusanbieter, uns Wasserwanderer und den Artenschutz einen gangbaren Kompromiß darstellen kann.
Es wurden Infotafeln aufgestellt, die über die Belange der Natur informieren und gleichzeitig Auskunft zu wichtigen touristischen Fragen geben. Es wurden Biwakplätze eingerichtet, Shuttle-Dienste etabliert und eine moderate Befahrungsbeschränkung installiert. Diese betrifft lediglich den Küstriner Bach: er darf seitdem nur dann gepaddelt werden, wenn der Pegel unterhalb des Wehrs Küstrinchen mehr als 30 cm anzeigt. Zudem darf dieser Abschnitt nur abwärts gepaddelt werden. Die Naturwacht des Naturpark Feldberger Seen überwacht diese Vorgaben. Hier geht es zu den Befahrungsregelungen in unserer Gewässer-Übersicht und den aktuellen Pegel-Informationen.
Das hier von uns beschriebene Gebiet ist ökologisch sehr wertvoll, da es von der Zivilisation nicht so stark verdorben wurde wie die meisten anderen. Durch die alten Mühlenstaue (Krüseliner Mühle, Kolbatzer Mühle und Schreibermühle) wurden die Bäche zwar durchaus verändert, aber nicht in der Folgezeit vergiftet und überdüngt wie andernorts. Nach dem Ende der Mühlenteichnutzung und der Flößerei haben Auenwald und Sumpfpflanzen ihr Reich zurück erobert, und es bildete sich eine sehr artenreiche Pflanzenwelt, die auch vielen tierischen Lebewesen Möglichkeiten zur Existenz bietet. Diese Errungenschaften gilt es zu erhalten.
Wir sehen es als selbstverständlich an, dass unsere Leser sich an die Vorgaben der Naturschutzbehörden halten und ihren gesunden Menschenverstand und die eigene Sensibilität zu nutzen wissen, um weitere Einschränkungen in Zukunft zu vermeiden. Das gilt natürlich für alle Gewässer, wir sind es nur leid, immer wieder darauf hinweisen zu müssen und schreiben es daher nicht gerne. Es sollte jedem Nutzer der Natur eine Selbverständlichkeit sein, sie so zu hinterlassen, wie er sie vorzufinden erwartet.
Konkret beschreiben wir hier eine Kanutour über die Feldberger Seen, den Krüseliner Bach, den Küstriner Bach (auch Küstrinchener Bach genannt) und die Lychener Gewässer inklusive der Woblitz bis zur Schleuse Himmelpfort.
Feldberg und der Breite Luzin nach oben
Um Feldberg herum finden wir folgende Seen, die alle auf einer Pegel - Höhe liegen und miteinander verbunden sind: Lütter See, Breiter Luzin, Haussee und Schmaler Luzin. Als Einsetzstellen für den Tourenstart bieten sich der örtliche Zeltplatz "Campingplatz am Bauernhof" der Familie Greiling (auch Kanuvermietung!) und der Steg neben dem Fischerhof auf dem Amtswerder an. An beiden Stellen ist für gute Parkmöglichkeit gesorgt.
Wer sich den Luxus leistet, sich mit seinem Kanu einsetzen zu lassen, sollte gerne die Einsetzstelle Tornowhof am Ende des Lütten Sees nutzen: wir könnten dort sehr komfortabel an der Badestelle einsetzen. Obwohl es einen schönen Parkplatz gibt, würden wir unser Fahrzeug dort allerdings nicht stehen lassen, es ist eben einsam dort. Den Lütten See können wir allerdings andernfalls auch gut in einer netten Abendtour nach der Anreise erkunden. Ebenso wie der Breite Luzin bietet er klares Wasser und eine sehr hügeliger Landschaft als Uferumgebung.
In den Schmalen Luzin gelangen wir entweder durch den sog. "Erddamm", der die L34 (nach Fürstenwerder/Prenzlau) trägt und eine Rohrverbindung zum Hindurchpaddeln bietet oder indem wir durch den Luzinkanal in den Haussee paddeln und den "Seerosenkanal" an der Prenzlauer Straße nutzen. Hier müssen wir allerdings für eine kurze Kanurutsche aus dem Boot, eine direkte Verbindung wurde vor langer Zeit unterbrochen. Nördlich von Feldberg liegen Reiherberg, Schloßberg und Hüttenberg, die einen wohltuenden Rundblick auf Haussee, Breiten Luzin und Lüttensee gewähren. Um dort hinauf wandern zu können, gibt es eine Anlandemöglichkeit (alte Badestelle) direkt unterhalb des Hüttenbergs, zu erreichen etwa 300 Meter nördlich des Luzinkanals.
In Feldberg kümmern sich mehrere gute Restaurants, davon zwei Fischereibetriebe, um die Ernährungslage der Gäste: wir sollten es nicht versäumen, den Fisch zu essen, der hier auch gefangen wird. Ein Fischereihof liegt direkt neben der Einsetzstelle Amtswerder.
Schmaler Luzin nach oben
Ein ganz besonderer Höhepunkt auf dieser Paddeltour ist die Passage durch den Schmalen Luzin: eine ca. 6,3 km lange Paddelstrecke führt uns über einen nur etwa 80 bis 200 Meter schmalen Rinnensee. Hohe Bäume auf steilen Uferhängen bestimmen das Bild, und immerhin erheben sich die Hügel ringsumher auf bis zu 123 Meter bei einem Wasserspiegel von etwa 84,5 Metern. Die Landzunge, die das östliche Ufer bildet, ist nur etwas mehr als einen Kilometer breit, dahinter liegt schon der Zansen (ein weiterer Rinnensee). Nur auf der gegenüber liegenden Seite wird etwas mehr Landwirtschaft betrieben, ansonsten ist hier pralle Natur.
Der Schmale Luzin wird von den Ufern her schnell tief, der Grund ist bei geeignetem Sonnenstand aber noch lange zu sehen, da das Wasser außergewöhnlich klar ist. Da keine Durchgangsstraßen in der Nähe sind oder Industrie, ist es meist sehr still. Nicht weit von der Seemitte entfernt liegen die einzigen Gebäude, die an den Längsseiten des Schmalen Luzin anzutreffen sind: am Westufer die sogenannte "Luzinhalle", wo ein Restaurant und eine Bootsvermietung sowie die überregional bekannte Handseilfähre betrieben werden. Die Fähre für Fußgänger und Radfahrer führt hinüber ins Naturschutzgebiet "Hullerbusch", das auch durch viel Wald auf fast mittelgebirgsartigen Hügeln bestimmt wird.
Wir passieren nur wenige Stellen, an denen das Anlanden mit dem Kanu möglich ist. Eine beliebte Stelle ist die Badestelle am Westufer, wo der Schmale Luzin am schmalsten ist. Von Feldberg aus ist sie über den "Küsterstieg" zu erreichen. Wer eine Pause benötigt, sollte diese schöne Wiese an seichtem Ufer wahrnehmen.
Am östlichen Ufer ist noch immer viel Wald. An den anderen Ufern wachsen zwar auch hohe Bäume, dahinter liegen aber gleich Wiesen, wenngleich diese auch steil ansteigen. Dann sehen wir die alte Windmühle von Carvitz: Flügel hat sie nicht mehr, nur noch die Windrose. Die Ufer bei Carvitz sind relativ kahl im Vergleich zu den sonstigen Ufern des Schmalen Luzins. Wir wenden unser Kanu ein Stück nach Norden, wo der See sein Ende hat und wo ein Kanal sein soll, der hinüber zum Carvitzer See führen soll.
Stünde hier kein kleines Schild, wir würden den Ausgang im Schilf kaum finden. Das Wasser ist hier extrem flach, die "Bäk", wie das kleine Fließ hier genannt wird, windet sich durch schönsten Erlenbruch hin zur Dorfmitte von Carvitz. Wenn uns andere Paddler entgegen kommen, was in der Saison oft der Fall ist, wird es ziemlich eng hier. Schön ist es aber trotzdem.
Dann sind wir plötzlich an einem Holzsteg. Hier tragen wir unser Kanu über eine schmale, in der Saison viel befahrene alte Pflasterstraße zum Carvitzer See hinüber und setzen an einem anderen niedrigen Holzsteg wieder ein.
Die Höhenunterschiede zwischen dem Schmalen Luzin und dem nun folgenden Carvitzer See sind als eher gering einzustufen: hier 83,7 Meter über NN, der Breite Luzin 84,2 Meter über NN.
Carvitzer See und Dreetzsee nach oben
Diese Umtragestelle am alten Feuerwehrhaus von Carvitz ist auch eine gute Einsetzstelle für unser Kanu, aber das Abladen ist wegen der engen Straße mühsam und parken kann man nur weit abseits.
Nach dem Wiedereinsetzen paddeln wir bald in den Carvitzer See hinaus. Nicht weit von uns liegen eine Halbinsel und eine Insel. Da der Carvitzer See recht zerklüftet ist, fällt die Orientierung schwer: es gibt eine Fülle von Buchten, Werdern, Inseln und langgestreckten Seeteilen, aber wenig markante Punkte mangels Ortschaften.
Strikt nach Norden können wir den schon erwähnten Zansen und bis in den Wootzensee paddeln, was hin und zurück immerhin einen halben Tag beschauliche Einsamkeit in der Natur bedeutet. Am Nordostende des Carvitzer Sees finden wir den kleinen, sehr gemütlichen Campingplatz in Conow. Den Carvitzer See selbst sollten wir bei Wind nicht unterschätzen und ab 3 Windstärken lieber unter Ufer paddeln. Auch er ist von Hügeln der Höhe jenseits 120 Metern umgeben.
Paddeln wir unser Kanu gleich oder endlich in den Dreetzsee, der auf gleicher Höhe liegt, müssen wir die südwestlichste Ecke finden. Dabei können wir uns am Campingplatz orientieren, den wir noch rechts von uns liegen lassen.
Die Durchfahrt zum Dreetzsee ist eine von der Art, wo man immer das Auftauchen urtümlicher Fabelwesen erwartet. Im Wasser gedeiht hier der Wasserschlauch, der im Sommer kleine gelbe Blüten über die Wasseroberfläche wachsen läßt und ansonsten unter Wasser Kleinlebewesen "frisst", eine fleischverzehrende Pflanze also. Auch den Wasserfenchel sahen wir hier und andere seltene Sumpfpflanzen, die wir nicht vor Ort bestimmen konnten.
Am Nordufer sehen wir wieder die uns schon bekannte Windmühle, dazu einige flache Wochendhäuser am Hang und eine Kanuvermietung. Dann gibt es nur noch Wald an allen Ufern zu erleben, und der Dreetzsee wird zusehends breiter.
Vom Südufer trennen uns nur etwa 2 Kilometer, schon von weitem sehen wir den Campingplatz. Dort gibt es auch eine der Tauchbasen, man nutzt das klare Wasser der Feldberger Seen gerne zum Schnorcheln oder Freitauchen.
Zum Umsetzen in den Krüselinsee halten wir uns rechts der Badestelle, dort können wir an einem Schwimmsteg bequem aussetzen. Der Umtrageweg ist ausgewiesen, wir lernen dabei ein gutes Stück des Campingplatzes kennen und kommen auch an einem Laden und an einem Restaurant mit Biergarten vorbei, wo wir uns erfrischen und versorgen können.
Der Umtrageweg führt uns etwa 600 Meter einen Hügel sanft hinauf und dann wieder recht steil hinunter: bei viel Gepäck wäre es hier von Vorteil, zu zweit zu sein.
Krüselinsee, die Mechowseen und Krüseliner Bach nach oben
An einer Badestelle am Nordufer des kleinen Krüselinsees setzen wir unser Kanu wieder in klares Wasser. "Überall Wald!" ist auch hier wieder der vorherrschende Eindruck in dieser herrlichen Natur. Auch die vor uns liegende kleine Insel ist mit großen Erlen bestanden. Es gibt Seerosenflächen in Ufernähe, also scheint das Wasser hier nicht tiefer als 2-3 Meter zu sein. Es gibt selten Schilfufer. Von den westlich im Wald liegenden kleinen Seen bekommen wir nichts zu sehen. Ab hier paddeln wir durch ein Naturschutzgebiet, es erstreckt sich bis an die Kolbatzer Mühle. Es ist das Naturschutzgebiet "Krüseliner See und Mechowseen". Das bedeutet, dass wir die Ufer nicht betreten dürfen, sondern ausschließlich dafür offiziell eingerichtete Ausstiege wie z.B. Holzstege nutzen müssen.
Bald ist das Ende des Krüselinsees zu erkennen: bunte Sonnenschirme kündigen einen Biergarten an, im klaren Wasser sehen wir größere Mengen Hornblatt schwimmen. Links von der Gastwirtschaft müssen wir unser Kanu an einem seichten Strand aussetzen und eine Strecke von etwa 140 Metern mit unserem Botswagen bewältigen. Es geht dabei über Berg und Tal, einen schrägen, schmalen Weg entlang und durch tiefen Matsch, bis wir endlich an der ehemaligen Forellenzuchtanlage vorbeigezogen sind. Der Bootswagen sollte dabei so stabil wie möglich sein, zumal bei voll beladenem Kanu, wie es auf Reisen nun einmal ist.
Achtung aktuell 2019/2020: direkt unterhalb der Einsetzstelle befinden sich zwei Biberdämme, die nicht leicht zu überwinden sind... man arbeitet an einer Lösung...
Beim Krüseliner Bach bekommen wir erstmals eine Ahnung davon, wie flach, eng und schmal die folgenden Gewässer sein können: oft ist hier "Treideln!" angesagt, und bei Gegenverkehr (!) ist der Ausweichplatz in den winzigen Buchten zu suchen, die uns dieser superkleine Bach im Erlenbruchwald gelassen hat. Es gilt, so manche Lücke in umgestürzten Bäumen zu finden, um überhaupt weiter paddeln zu können.
Nach wenigen hundert Metern sind wir schon im Kleinen Mechowsee, der im Sommer viele Seeerosen beherbergt. Er ist nur 250 Meter lang, und durch einen weiteren, diesmal erheblich breiteren und tieferen Abschnitt des Krüseliner Baches kommen wir bald in den Großen Mechowsee. Hier fallen uns neben dem üblichen Buchen- oder Erlenwald am Ufer einige ziemlich große Kiefern auf, sie leuchten richtig in der Sonne.
So richtig groß ist aber auch der Große Mechowsee nicht, sein Ende kommt schon nach weniger als einem Kilometer: wir sehen eines dieser weißen auf der Spitze stehenden Quadrate, die eine Verbindung zwischen zwei Seen anzeigt (Bake). So finden wir einen schönen Bach. Er ist vom See früher durch eine Fischsperre abgetrennt gewesen, aber davon existieren nur noch Reste.
Der Bach (früher auch "Aalkastenbäk" genannt) ist hier hinreichend tief und breit, und die ehemals tief gebaute Fußgängerbrücke nahe der Försterei Aalkasten ist mittlerweile durch eine neue, höhere Holzbrücke ersetzt worden. Wir paddeln zunächst durch einen Wald auf Sandboden, und er wechselt sich mit Bruchwald ab. Dann gibt es wieder Abschnitte mit Sumpfpflanzen, einige umgestürzte Bäume müssen umschifft werden. Außer Vogelgesang ist nichts zu hören, und auch entgegenkommende Wasserwanderer sind meist zu ergriffen von der Schönheit und Stille der Natur, dass auch ein paar mehr von ihnen nicht richtig stören (das gilt nicht für Himmelfahrt und Pfingsten...).Wir wundern uns aber darüber, dass hier jemand aufwärts paddelt, das sollte man wirklich nicht tun.
Bevor wir zur Kolbatzer Mühle gelangen, wird es wieder heller um uns und über uns. Der Wald ist ein wenig zurück gewichen und hat einer Wunderwelt aus Schilf und Sumpfpflanzen Platz gemacht. Neben Uferseggen gibt es Reet, Rohrkolben, Sumpffarn und sogar Krebsscheren mit ihren Sägeblättern. Dann erscheint sogar noch einmal eine kleine offene Wasserfläche, und schon haben wir die Kolbatzer Mühle erreicht. An einem seichten Ufer können wir mit unserem Kanu aussetzen.
Zwischen der Kolbatzer Mühle und der Schreibermühle nach oben
Der Umtrageweg bei der Kolbatzer Mühle führt uns direkt am Biwakplatz vorbei. Er ist etwa 185 Meter lang und das letzte Stück besteht aus einer steilen Rampe, von der man mit dem Bootswagen nicht schadenfrei abweichen kann. Auch hier ist eine zweite Person sehr hilfreich vor allem wenn das Kanu voll beladen ist.
Die ersten paar Meter nach dem Einsetzen sind wirklich flach, steinig und extrem schmal: man fragt sich tatsächlich, ob es hier überhaupt weiter geht oder nicht. Nachdem man aber anfänglich noch ein wenig getreidelt ist, schwimmt das Kanu auch wieder mit Besatzung an Bord und der Krüseliner Bach nimmt schnell an Breite zu.
Was folgt, ist an Wildheit kaum noch zu überbieten und lässt sich auch kaum beschreiben. Wir paddeln wieder durch einen ehemaligen Mühlenstau, der mit Schilf- und Sumpfpflanzen fast zugewachsen ist, in der "Mitte" jedoch ein schmales Bächlein mäandrieren lässt. Die Vielfältigkeit an Wasser- und Sumpfpflanzen ist fast beispiellos.
Wenn man an der Schreibermühle angekommen ist, möchte man sofort wieder umkehren und das Stück noch einmal paddeln. Auf alle Fälle sollte niemand die bisher beschriebenen Gewässer einfach so forsch abpaddeln, sondern seine Kanutour als Naturerfahrung so intensiv wie möglich genießen.
An der Schreibermühle hat man 2010 einen neuen Wasserabsturz zur alten Fischtreppe errichtet und in dem Zuge auch einen Steg zum Umsetzen gebaut. Wir sind dann fast an der Straße (L 15, Boitzenburger Chaussee), wo der Umtrageweg seit einiger Zeit wieder auf der gefährlichen Straße verläuft, nicht mehr wie davor über den Hofplatz der Schreibermühle, da diese verwaist und abgesperrt ist. (Stand: 2014).
Update 2018: es wurde ein neuer Steg errichtet und ein Stück Leitplanke entfernt, so dass man die Straße nunmehr direkt queren kann.
Es gibt hier einen einfachen, aber gepflegten Biwakplatz ohne Sanitär direkt vor der Wieder-Einsetzstelle in den Küstrichener Bach..
Der Küstrinchener Bach bis Fegefeuer nach oben
Offiziell Küstriner Bach genannt wird inzwischen nur der Abschnitt zwischen dem Küstrinchener Wehr und dem Wehr (ehemalige Floßschleuse 4) bei Fegefeuer, dazu der kleine Bach zwischen der Schreibermühle und dem Großen Küstrinsee. Der heißt aber auch Mühlenbach. Die Pegelregelung gilt hier noch nicht. Daher können wir zunächst unabhängig vom Wasserstand beim Biwakplatz der Schreibermühle in ein etwa 3 Meter breites und ausreichend tiefes Fließ einsetzen. (Hier wäre Umtragen auch nicht möglich). Es führt uns durch Bruchwald und bietet wieder diese Wildheit, die aus umgestürzten Bäumen und Ästen sowie bizarren Erlenwurzeln herrührt. Bald wird es zusehends breiter und tiefer, und ehe wir bis 50 hätten zählen können, sind wir auch schon im Großen Küstrinsee angekommen.
Der Große Küstrinsee liegt etwa 20 Meter tiefer als die Feldberger Seen, und er ist 150 bis 200 Meter breit und etwa 5 Kilometer lang, wobei auch noch der Große Baberowsee mit dem Kanu in manchen Jahren erreichbar ist.
Wir sehen schon sofort, wohin wir uns wenden müssen: einige Häuser auf dem hohen südlichen Ufer deuten auf ein Dorf, es leuchtet die goldene Kugel eines Kirchturms, das ist Küstrinchen. Der Küstriner Bach hinter den Fischzuchtanlagen ist aus der Ferne kaum auszumachen, aber leicht, wenn man fast dort angekommen ist. Er fließt zunächst breit und tief aus dem Großen Küstriner See, und dann hören wir auch schon mäßiges Rauschen des Wehrs. Rechts vor dem Wehr finden wir einen niedrigen Holzsteg.
Nach dem Aussteigen finden wir uns auf einem Biwakplatz wieder, und ab hier beginnt auch die Umtragestrecke: entweder die kurzen 70 Meter bis hinter das Wehr oder bei niedrigem Pegel (siehe auch rundes Schild vor Ort, das entweder "Rot" oder "Grün" zeigt) 4000 Meter bis zum Wehr an der alten Floßschleuse bei Fegefeuer.
Schon auf allen Campingplätzen ab Feldberg sind wir darüber informiert worden, falls der Pegel zu niedrig steht wie meist im Hochsommer. So konnten wir uns schon geistig und organisatorisch darauf einstellen, auf welche Weise wir unseren Landtransport zu bewältigen gedachten und wieviel Gepäck wir dabei haben wollten.
Wer sein Kanu gemietet hat, kann evtl. mit seinem Vermieter ein Abkommen treffen, sich diese Strecke shuttlen zu lassen, dies betrifft vor allem Gruppen. Ansonsten stehen an allen Infotafeln die Telefonnummern eines Taxi-Dienstes mit Trailer vor Ort angeschlagen. Die zweitletzte Möglichkeit wäre, sich vor Ort beim Fischer einen geländegängigen Bootswagen zu mieten, der dann nach der Portage beim Wehr Fegefeuer (Floßschleuse) angeschlossen werden muss.
Es gibt aber auch noch eine letzte Möglichkeit: den eigenen Bootswagen zu benutzen. Wir raten allerdings davon ab, da man nie wissen kann, ob dieser die ungewöhnliche Belastung aushält, sofern wir mit Gepäck unterwegs sind. Der Weg ist geeignet, als Härtetest für Bootswagen zu dienen. Wir selbst haben einen neuen Bootswagen jedenfalls dabei schon einmal auf halbem Weg geschrottet und uns anschließend dann doch einen beim Fischer gemietet.
Der Umtrageweg ist jedenfalls sehr abwechslungsreich, von breit bis schmal, teilweise extrem uneben, voller Baumwurzeln und nasser Lunken. Landschaftlich ist er einfach ein wunderschöner Wanderweg durch alten Kiefernwald und führt teilweise direkt am Küstriner Bach entlang. Aber selbst mit einem normalen Fahrrad würde man hier seine Probleme bekommen wegen der vielen Baumwurzeln.
Ab dem Wehr beim Fischer befinden wir uns in einem Natuschutzgebiet (" Naturschutzgebiet Küstrinchenbach und Oberpfuhlmoor"). Der Küstriner Bach selbst ist ein etwa 6,5 km langer Kleinstfluss, der sich auf dieser Strecke über 9 Meter Gefälle herabstürzt, was für norddeutsche Verhältnisse schon beachtlich ist. Er windet sich sehr stark, es gibt viele Baumhindernisse und einige Inseln sowie einen größeren und mehrere kleinere Schwälle. Wer hier paddelt, sollte sein Kanu durchaus beherrschen, sonst landet er oft in der Kurvenböschung. Es gibt Steine, bei geringeren Wasserständen sogar stellenweise viele Steine. Gerade im Frühjahr, wenn der Küstriner Bach genug Wasser hat, können viele frische Baumhindernisse im Weg liegen, da es erfahrungsgemäß immer eine gewisse Zeit dauert, bis die Verwaltung davon Kenntnis erhält und den Auftrag zur Beseitigung erteilt. Da heißt es also aussteigen und übertragen.
Vor Biwakplatz Fegefeuer bis Lychen nach oben
Die Ufer sind zum Teil betretbar, teilweise aber auch sumpfig. Oberhalb des Wehres (Floßschleuse) liegt der Biwakplatz "Fegefeuer", die ehemals gerade Floß-Staustrecke wurde hier vom Hauptarm abgeschnitten und es wurde ein künstliches Gerinne geschaffen, das man als "Renaturierung" ausgibt. Der Küstriner Bach kurvt jetzt zwar mächtig, aber die Ufer bestehen jetzt aus reinem Schotter, wie man es von Schiffahrtsstraßen her kennt. Er ist jetzt dort zwar tief genug, aber sehr schmal, so dass längere Kanus evtl. Schwierigkeiten haben dürften, um die Ecken zu kommen, ohne gegen die Böschung zu kratzen. Obwohl man das alte Wehr auf diese Weise paddelnd umfahren könnte, ist Umtragen anzuraten.
An einem neuen Steg unterhalb des Wehres können wir wieder einsetzen, entweder nach Landpassage wegen Wassermangels (also fast immer im Sommer) oder nach Umtragen des Gerinnes. Der folgende Küstriner Bachabschnitt ist bei Niedrigwasser nicht weniger flach als der umtragene, aber man darf ab hier paddeln oder eben stellenweise treideln, was im Sommer oft der Fall ist. Auch hier gibt es wieder künstliche Gerinne, die ziemlich schmal sind und es treten einige Schwälle auf, je nach Wasserstand. Die Strecke bis zum Oberpfuhl ist gute 1000 Meter lang und die Umgebung wird immer sumpfiger. Aussteigen ist bald kaum noch möglich. Von rechts zweigt ein Gewässerarm ab, hier befindet sich die Verbindung zum nordöstlich gelegenen winzigen Lehstsee.
Das Wasser wird tiefer, und dann paddeln wir noch durch einen Schilfgürtel und sind in einem See namens "Oberpfuhl". Überqueren wir diesen kleinen See, sind wir bald in Lychen, wo wir mehrere Möglichkeiten vorfinden, in die unteren Lychener Seen umzutragen. Die beste ist der Weg zum Nesselpfuhl durch den Mühlbach und die Mühlenpassage. Dort wurde am 4. August 2016 eine Rollenbahn eröffnet.
Die Lychener Seen bis in den Woblitz nach oben
Rechts von uns sehen wir unbewohnte Landschaft und gegenüber die Stadt Lychen. Wir finden die Kanuvermietung Treibholz und halten uns links davon. Wenn wir auf das große Mühlengebäude zu paddeln, können wir nach wenigen Metern direkt an der Mühle aussteigen und diese über eine Rollenbahn passieren. Zum Nesselpfuhl haben wir jetzt nur noch etwa 150 Meter auf dem Mühlbach (Mühlengraben) zu paddeln. (Diese Passage wurde am 4. 8. 2016 eröffnet). Vom Nesselpfuhl gelangen wir leicht in den Stadtsee. Lange Ruderboote müssen weiterhin eine der Straßenumtragen nutzen.
Achtung aktuell MItte April 2019: die Mühlenpassage in Lychen ist wegen einer Baustelle zur Zeit nicht benutzbar. Die Sperrung wird bis voraussichtlich Ende Mai andauern. In der Zeit empfehlen wir die bisherigen Umtragestellen zu nutzen.
Vom Nesselpfuhl aus sehen wir die anderen Teile von Lychen, und wir können sowohl in den Stadtsee als auch durch die "Wurlflut" in den motorbootsfreien Wurlsee paddeln, der sich durch wunderbar klares Wasser und schöne Waldumgebung auf hohen Hängen auszeichnet. Hier liegen auch zwei Campingplätze.
An einigen Bootshäusern vorbei sind wir bald im Großen Lychener See. Links von uns erscheint der Segelverein, rechts etwas abseits eine Marina. Hinter dem Segelverein liegt der Biwakplatz der Stadt Lychen direkt am Strandbad, so dass wir hier außer sehr preisgünstigem Zelten auch WC und (tagsüber) Duschen zur Verfügung haben. Ein Restaurant wird hier ebenfalls betrieben. Wir haben hier ein schönes Beispiel, wie vorhandene Infrastruktur sinnvoll für verschiedene Zwecke genutzt werden kann.
Der Große Lychener See ist auch mit Wald umgeben, das Wasser aber wegen der Motorboote und Ausflugsschiffe nicht so klar wie z.B. im Wurlsee. Einige Inseln und größere Buchten lassen den See recht zerklüftet erscheinen, und bei Wind sollten wir durchaus die Inseln oder ggf. das Nord - und Westufer als Schutz nutzen.
Den Ausgang aus dem Großen Lychener See bildet der Woblitz.
Woblitz und Himmelpfort bis zum Stolpsee nach oben
Der Ausgang zum Woblitz findet sich leicht in der südwestlichsten Spitze. Links finden wir eine Naturschutzstation, hier residiert der "Aquila e.V.", der sich um den Schutz von Eulen und Greifvögeln kümmert und auch verletzte Tiere aufnimmt.
Die Ufer der Woblitz sind meist mit Holzverbau gesichert, wobei dieser aber oft mit Sumpfpflanzen überwuchert ist. Es gibt alten Baumbestand auf teilweise steilen Ufern, viele Kurven und teilweise auch Sumpfufer. Links zweigt der Moddersee durch einen befahrbaren kleinen Kanal ab, rechts gibt es auch einen kleinen See, den wir allerdings nicht mit unserem Kanu erreichen können. Einen schönen Pausenplatz finden wir an der neu errichteten Fußgängerbrücke, kurz bevor wir den Haussee erreichen.
Am Ostufer des folgenden Haussees liegt das kleine Örtchen Pian, es gibt einen Biwakplatz mit Schutzhütten und eine schöne Badestelle. Hier werden auch Motorboote verliehen, Trinkwasser kann man hier auch kaufen. Ein WC gibt es nicht.
Folgen wir dem Haussee, zweigt rechts ein kleiner Stichkanal mit einer Fußgängerbrücke zum Moderfitzsee ab. Er liegt genau zwischen den Orten Himmelpfort und Pian und ist ein ruhiger See mit einer kleinen Insel.
Ein paar hundert Meter später sehen wir schon die Leuchten der Selbstbedienungsschleuse Himmelpfort. Wenn wir diese passieren (notfalls kann man hier auch relativ gut umtragen!), sind wir bald auf dem Stolpsee. Links von uns liegt eine öffentliche Badestelle, die auch als Einsetzstelle dienen kann (nur Ufer, kein Sandstrand) Noch weiter in Richtung Havelabwärts finden wir einen Campingplatz. Paddeln wir aber rechts, finden wir gleich hinter dem Motorsportclub etwas versteckt im Schilf ebenfalls eine Badestelle. Sie verfügt über einen Sandstrand sowie einen Spielplatz. Auch diese ist von Himmelpfort aus mit dem Auto aus zu erreichen und somit als Einsetzstelle zu nutzen. (siehe Menüpunkt "Einsetzstellen")
Nun können wir entweder unsere Fahrt beenden, uns über die Obere Havel nach Fürstenberg begeben oder diese abwärts in Richtung Berlin paddeln, wobei auch ein Abstecher nach Templin sehr lohnenswert ist. Fürstenberg empfiehlt sich insofern als Endpunkt unserer Kanureise, als es einen Bahnhof sowie eine gute Busanbindung Richtung Lychen besitzt. Von Lychen fährt seit 2014 ein Touristenbus nach Feldberg.
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