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Gewässerbeschreibung Schwentine
Letzte Änderung: 29. Juli 2024
Kanuwandern auf der Holsteinischen Seenplatte nach oben
Die Holsteinische Seenplatte ist touristisch ziemlich stark nachgefragt und sehr beliebt, da man dort den verschiedensten Freizeitaktivitäten nachgehen kann. Durchgehend mit dem Kanu paddeln kann man eine Reihe von Seen, die von der Schwentine durchflossen werden: Großer Eutiner See; Kellersee; Dieksee; Langensee; Behler See mit Höftsee; Edebergsee; Großer Plöner See mit dem Nebensee Vierersee ; Kleiner Plöner See mit Anschluß an den Stadtsee; Mühlensee; Große Breite; Kronsee; Fuhlensee, Lanker See und Rosensee (16 an der Zahl).
Die anderen Seen sind nicht durch Kanu-gängige Wasserläufe vernetzt, teilweise auch für Kanus gesperrt. Auf jeden Fall ist es eindrucksvoll, auf einem der Aussichtstürme zu stehen, z.B. Parnassturm in Plön-Schiffstal oder dem Holzbergturm in Bad Malente und auf die vielen Seen und die Natur herunter zu schauen.
Zur Sason 2024 hat man versucht, die Einfahrten aus den Seen besser sichtbar zu machen. Waren es bisher winzige grüne Bojen direkt auf der Wasseroberfläche, hat man es nunmehr mit kleinen spitzen, roten Teilen auf niedrigen Pfählen versucht. Leider sind auch diese nur zu erkennen, wenn man sich ihnen auf wenige hundert Meter genähert hat. Sie funktionieren also nur auf kleinsten Seen.
Uns erschließt sich nicht, weshalb man nicht offizielle Zeichen für die Binnenschifffahrt verwendet. Die sind bei jedem Wetter auch aus großer Entfernung sichtbar (schwarz-weiße Raute auf der Spitze, etwa vier Meter Höhe).
Großer Eutiner See nach oben
Wenn wir in Eutin an der Schwimmhalle eingesetzt haben, bietet es sich an, erst einmal mit dem Kanu einen netten Rundkurs auf dem Großen Eutiner See zu unternehmen. Der Große Eutiner See liegt idyllisch, umgeben von Wald und Baumreihen, in hügeliger Natur. Das Ausflugsschiff verkehrt 3 mal täglich zwischen Anleger Redderkrug und der Eutiner Innenstadt. Nur ein paar Segelboote beleben den ansonsten eher ruhigen See. Er ist beliebt bei Flussseeschwalben, Trauerseeschwalben und auch Seeadlern, die hier manch elegantes Schauspiel abliefern. Ab und zu erscheint eine Lücke im dichten Uferbewuchs, es gibt ein paar romantische Rastplätze auf dieser Paddelstrecke.
Wir paddeln unser Kanu an einigen kleinen Inseln vorbei, und hinter der letzten, der "Fasaneninsel", liegt links das Eutiner Schloss sowie die Innenstadt von Eutin mit ihrem kleinen Segelhafen. Dort quert auch ein Wanderweg auf einer hübschen Holzbrücke den Großen Eutiner See, der Bahnhof ist hier dem Großen Eutiner See am nächsten gelegen, etwa 1,2 Kilometer. Wer die Eutiner Innenstadt besuchen möchte, kann vorher direkt neben dem Anleger des Ausflugsschiffs an einem niedrigen Steg anlegen.
Haben wir die Brücke hinter uns gelassen, erscheint rechts das Freibad Eutin, links sehen wir den Eutiner Ruderclub. Paddler können hier jedoch nicht einsetzen oder parken. Noch ein kleines Stück weiter erkennen wir links den Anleger der Großen Eutiner Seerundfahrt. Wir sind wieder an unserer Einsetzstelle angekommen, die Schwimmhalle ist nahe und ein kleiner Park.
Anmerkung: Die auf manchen Karten und sonstigen Publikationen angegebenen Einsetzstellen Redderkrug existieren nicht: der Steg der "Alten Schäferei" liegt auf einem privaten Grundstück, und beim (ehemaligen) Restaurant müsste man sein Kanu eine steile Treppe hinunterschleppen. Das ist gefährlich und eigentlich unmöglich. Einen öffentlichen Parkplatz gibt es dort ebenfalls nicht und der Straßenrand läßt Parken nicht zu. Also lieber die Einsetzstelle an der Schwimmhalle nutzen, bis man offiziell Abhilfe geschaffen hat.
Schwentine ab Eutin nach oben
Ein paar hundert Meter paddeln wir mit unserem Kanu noch auf dem kleineren Teil des Großen Eutiner Sees, dann kommt "richtige" Schwentine durch Eutin; dort, wo links die Schwentine als etwa 10 m breiter Fluss aus dem Großen Eutiner See fließt, strömt gegenüber aus dem Sibbersdorfer See kommend ein halb so breiter Flusslauf hinzu. Dieser Teil der "Urschwentine", der vom Bungsberg kommt, ist so gut wie unbefahrbar, im Sommer wegen Naturschutzauflagen gesperrt und ohnehin sehr schmal und meist zu flach. Anwohner mögen ihn gelegentlich benutzen, im zeitigen Frühjahr oder im Herbst, falls genug Wasser vorhanden ist.
Wir müssen zeitweise über eine Schwimmkette paddeln, unter denen Fischreusen angebracht sind. Über diese Leine mit kleinen schwimmenden Kugeln können wir einfach hinweg paddeln. Das Feld von Seerosen, durch das wir nun paddeln, hat meist eine Passage, so dass wir keine Seerosen überfahren müssen.
Die Schwentine sieht hier noch richtig wild aus, die Ufer sind mit Wildnisstauden bewachsen, die im Sommer schön blühen. Es erscheint die 2012 neu errichtete Fußgängerbrücke. Wer sie genau betrachtet, sieht, dass die Pfeiler in der Schwentine verlängert wurden, da man ursprünglich eine zu geringe Durchfahrtshöhe geplant hatte. Ein kurzes Stück unterhalb der Brücke kann man rechts am seichten Ufer anlanden, um am Wanderweg eine Pause einzulegen.
Von der Stadt Eutin (Stadtteil Fissaubrück) bemerkt man hier kaum etwas. Sogar Eisvögel kann man hier antreffen. Es ist nur Natur um uns herum, bis wir fast bei der Mühle Fissau angekommen sind. Dort tragen wir unser Kanu um, es gibt hier auch eine Einsetzmöglichkeit mit Parkplatz. (2015/16 wurde hier umgebaut, es entstand ein Umgehungsgerinne). Die Zufahrt erfolgt über die Sielbeker Landstraße. Die folgende Strecke bis in den Kellersee ist vor einiger Zeit vertieft worden. Hier ist auch die Kanuvermietung "Boote Keusen" angesiedelt. Herr Keusen setzt sich sehr für den Erhalt und die Verbesserung dieses schönen Flusswanderweges ein.
Fissauer Fährhaus am Kellersee nach oben
Beim Restaurant "Fissauer Fährhaus" erreichen wir den Kellersee. Rechts von uns ist im April 2007 ein neuer Steg mit Pausenplatz gebaut worden. Dadurch ist auch eine offizielle Kanueinsetzstelle entstanden. Paddeln wir am linken Ufer entlang im Kellersee, kommt bald der Wasserwanderrastplatz "Naturcampingplatz Prinzenholz". Hier wirtschaftet man weitgehend nach ökologischen Prinzipien. Sodann umrunden wir die sehr schöne Halbinsel "Riemannstein", auf dem sich auf halbem Wege ein guter Pausenplatz befindet.
Nach etwa einem Kilometer paddeln wir links in die Schwentine bei Malente. Würden wir den See etwa mittig paddeln, fänden wir rechts von der Halbinsel, auf der sich die Jugendherberge befindet, das Cafe " Seehütte" des örtlichen Fischers, wo wir gut anlegen könnten.
Bad Malente-Gremsmühlen nach oben
Nach ca. 0,5 Kilometern, teils durch Natur, teils durch Gärten, erreichen wir den Wasserwanderrastplatz "Camping an der Schwentine". Weiter paddeln wir ca. 1,5 Kilometer bis zur Gremsmühle, wo wir unser Kanu umsetzen müssen. Vorsicht, die hier gebaute Anlegemöglichkeit zum Umsetzen ist nicht besonders sicher konstruiert. Für das Umsetzen selbst steht eine Rollenbahn bereit (nur Boote bis ca. 1,0 Meter Breite), diese taugt aber leider nicht für Ruderboote. Die Strecke dahinter bis zum Dieksee ist eine Gefällestrecke, die oft zu wenig Wasser, aber viel Strömung aufweist.
Daher müssen wir im Sommer sehr vorsichtig um die Steine herumfahren, aufwärts im Sommer treideln und in den kühleren Jahreszeiten den öffentlichen Uferbereich bzw. die Sliprampe ein Stück neben dem Hochhaus zum Umtragen nutzen, siehe Rubrik "Einsetzstellen" und "Umtragestelllen". Neben dem Hochhaus gibt es einen kleinen Schwimmsteg, der mit dem Kanu über Land nur durch Befahren des Privatgrundstücks um das Hochhaus herum zu erreichen ist. Über die Wanderwegbrücke ist der mit normalen Kanus nicht erreichbar, da es Treppen gibt und da es zu eng gebaut wurde.
Timmdorf nach oben
Unsere Kanutour führt uns weiter den Dieksee entlang. Es ist hier recht ruhig, keine Bundesstraße verhindert unseren Naturgenuß. Wir kommen nach Timmdorf, wo wir durch eine sehr schmale Durchfahrt in den Langensee und dann in den Behler See paddeln. Sie liegt im rechten Drittel des Dieksees.
Paddeln wir gleich hinter dem Durchfluss rechts, kommen wir zum "Landgasthof Kasch", bekannt für gutes Essen und Zimmervermietung. Er liegt an einem kleinen Stichkanal, dort befindet sich auch eine der beiden offiziellen Einsetzstellen Timmdorfs. Für eine Nacht dürfen wir hier sogar ganz offiziell unser Zelt aufschlagen. Würden wir uns vorher im Dieksee ganz links halten, kämen wir zum Fährhaus Niederkleveez, das ist ein Hotel, Restaurant und Cafe direkt am Wasser. Hier kann man ebenfalls offiziell auf privatem Grund einsetzen.
Ölmühle nach oben
Am Ende das Behler See halten wir uns links, durchfahren den Höftsee, paddeln nun ganz rechts, um die Übersetzstelle "Ölmühle" zu finden. Dort setzen wir das Kanu ganz bequem knapp 50 Meter über eine Rollenbahn in die Schwentine über, ohne eine zweite Person zu benötigen. Das funktioniert auch mit vollbepacktem Boot. Es ist eine wahre Freude, hier umzusetzen! Allerdings gibt es technisch keinen Grund, die Rollenbahn so hoch zu bauen. Man hätte das Gelände ein wenig niedriger gestalten können.
Direkt unterhalb der Umsetzstelle Ölmühle gibt es einen offiziellen Pausenplatz mit Einsetzstelle (bei der Kreisjägerschaft). Das Fischrestaurant mit Biergarten wird nicht mehr betrieben (Stand ab Corona). Wir können an einem niedrigen Schwimmsteg (seit 2020) bequem anlegen.
Der Große Plöner See nach oben
Leider gibt es zwischen der Ölmühle und dem Großen Plöner See nur einen Kilometer schöne Schwentine. Bei ruhigem Wetter kann man Kanutouren auf dem Großen Plöner See unternehmen, zum Beispiel links nach Bosau, am Vierersee vorbei, den man auch befahren kann. Wir erreichen ihn über eine flache, schmale Verbindung. Am Anfang muss meist getreidelt werden.
Wasserwanderrastplätze für einen Rundkurs gibt es in Sandkaten (Ruhleben), etwa 1,5 Kilometer, am Vierersee Augstfelde 3 Kilometer, dann in Bosau weitere 4 Kilometer, dann Pehmerhörn weitere 3 Kilometer, Godau weitere 4 Kilometer, Dersau weitere 7 Kilometer und Ascheberg noch einmal 5 Kilometer.
Wer bei ruhigem Wetter mit offenen Sinnen auf dem Großen Plöner See unterwegs ist, wird erstaunt sein über die Vielfalt an Vögeln, die hier zu erleben sind, vom Eisvogel über Flussuferläufer, Trauer- und Flussseeschwalbe, Zwergmöwe, Rotschenkel, Austernfischer und weitere Limikolenarten. Ganz besonders aufregend sind die Angriffe eines Seeadlers auf Wildgänse- und Wildentenansammlungen. Auch den Fischadler gibt es hier dann und wann zu sehen (während der Zugzeit). Selbst Kraniche nutzen die weitgehend unbewaldeten Werder. (Stand: 2020).
Beeindruckend sind auch die Durchblicke durch die Inselwelt des Großen Plöner Sees bei klarem Wetter.
Plön - Innenstadt nach oben
Kehren wir zum Verlauf der Schwentine durch die Plöner Seen zurück: bei stärkeren Ostwind sollte man vom Ausfluss der Ölmühlen - Schwentine aus lieber in Ufernähe in Richtung Kirche paddeln. Bei Westwind >3-4 ist's jedoch Essig, da benötigt man schon Mut und Können, um die Wellen parieren zu können, die jetzt von der Seite kommen. Unerfahrene sollten bereits ab 3 Windstärken nicht mehr auf dem Großen Plöner See paddeln.
Zum Anlegen in der Innenstadt von Plön steuert man sein Kanu direkt auf die Kirche zu und findet dann am Ufer ein kleines Restaurant, das in den See hinein gebaut wurde. Rechts daneben führt ein kleiner Stichkanal unter den Eisenbahnschienen und dem Uferwanderweg hindurch zum Bootshafen von Plön. Dort kann man gut anlegen und im nahe dem Wasser gelegenen Supermarkt einkaufen oder in einem der Restaurants essen gehen.
Von hier aus kann man die "Stadtschwentine" paddeln. Deren Wasserstand wird seit einigen Jahren durch eine Sohlgleite in Bürstenkonstruktion geregelt. Die großen Steine, die bisher mittig im Bachbett lagen, sind inzwischen entfernt worden Einige treffen wir allerdings noch an, meist ein wenig seitlich. Vorsicht ist also nach wie vor geboten.
Eine Rollenbahn zum Umsetzen hatte man vor Jahren schon gebaut. Hatten wir hier bis vor einigen Jahren meistens Wassermangel, wird das Wasser heute ganz ordentlich zurück gehalten. Danke an alle Verantwortlichen! Jetzt kann man bei mehr Wind auf dem Großen Plöner See ufernah paddeln und kommt auf diesem Weg in den Kleinen Plöner See. Es bietet sich nun auch ein interessanter Rundkurs an, der 6 bis 9 Kilometer lang ist, je nach dem, ob man um die Prinzeninsel ganz herum paddelt oder den Durchstich benutzt. Achtung: die Fahrt durch die Stadtschwentine ist nur abwärts, also mit der Strömung, zu bewältigen.
Die Prinzeninsel nach oben
Statt die Abkürzung durch die Stadtschwentine zu nutzen, können wir aber auch direkt in westlicher Richtung paddeln. Rechts bleibt dabei die Insel "Olsborg" liegen, links liegt die kleine Insel "Hankenburg". Das Ufer, auf das wir zu paddeln, gehört zur Halbinsel "Prinzeninsel". Den kleinen Stichkanal, der uns zur Rohrdommelbucht und damit zur Umtragestelle Spitzenort führt, finden wir genau dort, wo der sehr hohe Buchenwald endet/beginnt.
Wollen wir den Stichkanal nicht nutzen, müssen wir die Halbinsel "Prinzeninsel" ganz umfahren. Wir gewinnen damit eine sehr schöne Sicht auf die Inselgruppe, die zwischen dem mittleren Seeteil und der Ascheberger Bucht zu bestaunen ist. (NSG). Ein weiterer Gewinn besteht in der Möglichkeit, am Strand der Prinzeninsel anzulegen, zu pausieren und Essen zu gehen oder sich mit Eis oder Kaffee verwöhnen zu lassen.
Es ist nicht ungewöhnlich, von hier aus Seeadler beobachten zu können. Sie brüten teilweise auf den Inseln, andere auf den hohen Buchen der umliegenden Wäldern.
Zwischen der Ascheberger Bucht und der Rohrdommelbucht liegt der Campingplatz Spitzenort.
Der Kleine Plöner See nach oben
Haben wir über die Rohrdommelbucht die Umtragestelle Spitzenort erreicht, steigen wir an einem soliden Treidelsteg aus und treideln unser Kanu durch die Bootsgasse des Fisch-Kanu-Passes. (hier befand sich in der Vergangenheit das Aalwehr mit einer schweren Lore zum Umtragen). Im Herbst 2014 hat man hier noch einmal Hand angelegt und die zu langen Borsten gekürzt, so dass der Fisch-Kanu-Pass nunmehr auch bei sehr niedrigen Wasseständen funktionieren sollte. (Update 2016: bei sehr niedrigem Wasserangebot schauen auf dem oberen Teil die Borsten durchaus immer noch weit heraus und bremsen. Aber eine weitere Kürzung ist anscheinend nicht möglich).
Bei gutem Wasserstand kann man hier einfach hinunter paddeln, ohne treideln zu müssen.
Ansonsten treideln wir unsere Kanus unter der B 434 hindurch in Richtung Kleiner Plöner See, wo wir am Ende des Gitterstegs wieder einsteigen können. Wir gelangen erst einmal durch den sehr kleinen Mühlensee, der durch einen Eisenbahndamm geteilt ist. Von seiner zweiten Hälfte führt ein kleiner Durchstich in den Kleinen Plöner See.
Bei Wind ist der Kleine Plöner See freundlicher als der Große. Bis an 4 Bft heran ist er auch von Anfängern befahrbar. Hinzu kommt, dass es hier keine Ausflugsschiffe gibt wie auf dem Großen Plöner See, die dort das Wasser zusätzlich aufwühlen und auf diese Weise für Wellen sorgen.
Wir steuern unser Kanu nach links an der Insel vorbei. An der kommenden Halbinsel links von uns könnten wir für eine Pause anlegen. Um zum Ausfluss der Schwentine aus dem Kleinen Plöner See zu gelangen, halten wir uns entweder in Seemitte (kürzeste Strecke) oder in der Nähe des linken Ufers.
Große Breite / Gut Wittmoldt nach oben
Verlassen wir den Kleinen Plöner See, kommen wir am Gut Wittmoldt vorbei. Es liegt rechts sehr romantisch auf einer kleinen Halbinsel. Das folgende Gewässer nennt man hier die "Große Breite", womit man die Schwentine meint, die hier ein breiter Fluss ist oder ein sehr schmaler, langgezogener See von etwa 3,5 Kilometer Länge.
Diesen Abschnitt kann man locker bis Windstärke 4 befahren, die Ufer sind fast durchgängig hoch bewachsen. Anlanden ist hier bis kurz vor dem Ende des Gewässers kaum möglich, da alle Grundstücke von privat bewohnt sind. Eine Ausnahme bildet die Badestelle von Wittmoldt - Dorf. Hier gibt es einen kleinen Rastplatz, aber man möge die Badegäste bitte respektieren.
Haben wir das Ende der Schwentine Große Breite erreicht, finden wir links einen Platz zum Rasten an einer Wiese und auch rechts einen am Hang. Jeder sollte sich jedoch im klaren sein, dass diese Plätze den örtlichen Landwirten gehören und die Besitzer genervt sind, wenn Müll liegen bleibt und Exkremente in der Gegend herumliegen. Niemand möchte, dass das Ufer eines Tages mit Stacheldraht abgesperrt ist.
Zelten sollte man auf diesem Abschnitt auf keinen Fall. Es kommt vor, dass die Polizei mit Kanus oder Schlauchbooten Kontrollen in der gesamen Holsteinischen Seenplatte durchführt. Pfingsten und am Himmelfahrtswochenende führt dies regelmäßig zu etlichen Anzeigen, da dann ordentlich kontrolliert wird.
Der Kronsee nach oben
Jetzt beginnt einer der schönsten Abschnitte dieser Kanutour, das Stück von der Großen Breite bis zum Kronsee. Wir genießen hier klares Wasser, sandigen Grund und schnelle Strömung.
Dabei können wir hier Eisvögel, Falken, ab und zu Seeadler und oftmals viele Fische in allen Größen beobachten. Aber dieser Abschnitt ist nur einen Kilometer lang, dann sind wir bereits im Kronsee. Diesen durchpaddeln wir in gerader Linie, und wo Schilf und Bäume sich treffen, ist der Ausgang. Es folgt ein sehr schönes, leider ebenfalls kurzes Stück Schwentine (knapp 500 Meter) bis in den Fuhlensee.
Auf dem Fuhlensee nach oben
Nach halber Strecke des Fuhlensees kommt die Einsetzstelle mit Imbiß / Seeterrassencafe "Fischer Bock". Wer hier nicht Pause macht, versäumt die schönste Pausenmöglichkeit - mit Blick auf den Fuhlensee.
Paddeln wir nach unserer Pause weiter, genießen wir einige 100 Meter Schwentine durch das Gelände des Gut Wahlstorf. Unter der Brücke müssen wir die Mitte ansteuern, um den Pfahlresten auszuweichen.
Die Fahrt am Gut Wahlstorf vorbei ist eindrucksvoll, denn die alten gemauerten Gebäude bestehen aus riesigen Reetdachscheunen, schönen Backstein-Nebengebäuden und einem sehr imposanten Herrenhaus. Jetzt sind wir schon fast im "Lanker See". Dreieinhalb Kilometer herrlichste Seenlandschaft liegen vor uns. Die Buchten am linken Ufer sowie alle Inseln sind aus Gründen des Naturschutz gesperrt. An der Badestelle von Wahlstorf (rechts/östlich zum Wald hin, 200 Meter) kann man Pause machen. Zelten würden wir dort nicht, das sieht die Besitzerin ganz und gar nicht gerne.
Lanker See nach oben
Auf dem Lanker See umrunden wir die Sonneninsel links oder rechts, paddeln dann stramm rechts am Schilfufer vorbei und halten auf die linke Halbinsel zu, die wir jedoch wegen flacher Stellen in einigem Abstand umfahren. Wer eine Übernachtungsmöglichkeit sucht, findet sie rechts davon auf der Halbinsel Gläserkoppel: das moderne "Camp Lanker See" liegt auf einer Anhöhe auf der Ostseite des Lanker Sees, von der aus man einen weiten Blick über den Lanker See hat. Wir finden hier beste Zeltmöglichkeiten, mietbare Unterkünfte (z.B. schöne holländische "Woodlodges", kleine einfache Holzhütten speziell für Wasserwanderer und Fahrradfahrer) sowie ein Restaurant.
Die weiteren Inseln, von denen einem in der Brutzeit sehr lautes Möwengeschrei und Seeschwalbenalarm entgegenschallt, bleiben auf unserem Weg nach Preetz rechts, und wir paddeln auf den kleinen Segelhafen und die Badestelle zu. Gleich dahinter folgt das Ende des Lanker Sees als breiter Flusslauf zum Kirchsee.
Die Badestelle bietet mit ihrer offiziellen Anlandemöglichkeit für Kanus eine gute Pausenmöglichkeit. Es gibt einen Biergarten, Eis sowie einen Schnellimbiss. Der folgende, letzte Teil des Lanker Sees ist nur noch ein schmaler Arm, bevor wir in den Kirchsee paddeln können.
Von Preetz bis zum Gut Rastorf nach oben
Wir erreichen die Brücke, die zum Kirchsee in der Preetzer Innenstadt führt. Hier sehen wir am linken Ufer die Einsetzstelle Brunnenweg. Rechts kurz davor liegt der Wasserwanderrastplatz und Kanuverleih des Kanucenter Plön, Familie Laas. Hier kann man auch essen gehen oder z.B. in einem voll eingerichteten Mannschaftszelt übernachten.
Wir paddeln knapp einen Kilometer weiter unter zwei Brücken hindurch - und sind in einem anderen Teil der Schwentine. Ordentliche Strömung nimmt uns mit, wir müssen zunächst nur steuern. So führt uns unsere Paddeltour einige Kilometer durch die Stadt an Gärten vorbei, schönen Grundstücken, vielen Reihern, Blässhühnern, manchmal Gänsesägern, Eisvögeln, Wildgänsen und Stockenten. Von hier an gibt es an der gesamten restlichen Schwentine auch Schildkröten. Sie sonnen sich an warmen Tagen gerne auf alten Baumstümpfen umgestürzter Erlen und dgl.
Auch die Kührener Au als wichtigster Zufluß mündet hier. Sie kommt von den Seen um Bornhöved und wird dort auch "Alte Schwentine" genannt. Sind wir durch Preetz hindurch gepaddelt und haben die B76-Brücke unterquert, folgen 8 Kilometer sehr romantischer Fluss. Hier kommt manchmal sogar so etwas wie "Wildnisgefühl" auf! Wir paddeln durch Wiesen, an Sümpfen vorbei, an Waldstücken, und dann noch durch das wunderschöne Stück bei Gut Rastorf, wo die Schwentine mit einigen kleinen Nebenarmen (die nicht paddelbar sind!) durch richtigen Auenwald mit einem steil ansteigenden Gelände im Hintergrund fließt.
Hier haben wir ist das erholsamste Stück Schwentine überhaupt. Zwischen Preetz und Raisdorf kann man sich auch einen ganzen Tag aufhalten, wenn man ein Genießer ist und Naturbeobachtungen liebt oder eindrucksvolle Fotos von Lebewesen vielerlei Art machen will.
Gut Rastorf nach oben
Wir lassen Gut Rastorf hinter uns und paddeln zur Halbinsel "Am Weinberg", bei allen Paddlern als Rastplatz sehr beliebt und auch "Stumpfes Eck" genannt. Wir sind im Wald, um uns herum gluckst die Schwentine in großem Bogen. Wasservögel sind reichlich vorhanden: im Frühjahr brütet manchmal eine Graugans dort, und es gibt Eisvogelbrutröhren in der Nähe. Aber Leute, baden würden wir dort auf keinen Fall, denn das Wasser ist an manchen Stellen voll von Scherben und Schrott, leider. Das sah man, als der Rosensee abgelassen wurde, um das Wasserkraftwerk instandsetzen zu können.
Hinter der Halbinsel paddeln wir durch Schilfwildnis zum Rosensee. Es gibt einige recht flache Stellen, besonders in der Kurve. Rechts tummeln sich auf einer großen Wiese oftmals Graugänse, Kanadagänse und Graureiher. Nach einem Kilometer haben wir die Straßenbrücke der B 202 erreicht. Leider gibt es hier sehr viel Straßenlärm.
Schwentinental Ortsteil Raisdorf nach oben
Unsere Kanutour führt uns noch weitere 1,5 Kilometer über den Rosensee, dann setzen wir an der linken Seite kurz vorm Kraftwerk aus. Wir können uns hier abholen lassen, holen unser Auto vom Parkplatz Freibad, fahren mit der nahen Bahn nach Plön, Malente oder Eutin etc., je nach Situation. Oder wir setzen mit unserem Bootswagen die knapp 1600 Meter um, bis wir die nächste Einsetzstelle oberhalb der Oppendorfer Mühle (fast direkt unterhalb des Kraftwerks) erreichen. Wollen wir erst direkt bei der Oppendorfer Mühle einsetzen, hätten wir weitere 350 Meter umzutragen.
Der Umtrageweg ist nicht ausgeschildert, man beachte, dass man nicht die erste Brücke hinter dem Kraftwerk nimmt, um auf die andere Schwentineseite zu wechseln, sondern unbedingt erst die dritte. Der Weg wäre sonst extrem beschwerlich! Auch der andere Weg direkt unten am linken Ufer der Schwentine ist hügelig und teilweise schräg, also nimmt man am besten den Weg geradeaus und bleibt auf ihm bis die dritte Brücke bei der "Obstquelle" erscheint. Also keinesfalls bei den Wildschweinen rechts abbiegen! Man kommt am "Knikhus" vorbei, einer naturkundlichen Ausstellung, und einem WC.
Der Umtrageweg führt uns also durch den "Schwentinepark". Landschaftlich befindet sich hier ein "Schwentine-Durchbruch", die Schwentine hat vom Rosensee bis unterhalb der Oppendorfer Mühle ein erhebliches Gefälle aufzuweisen, wir schätzen es auf etwa 8-9 %. Es wurde durch die beiden Kraftwerke jedoch weitgehend egalisiert und ist nur noch teilweise am Altarm der Rastorfer Mühle sichtbar. Das Tal ist tief eingeschnitten, und man wähnt sich eher in einem Mittelgebirge als im Flachland und schon gar nicht in Schleswig-Holstein. Aber auch das gibt es eben.
Am Altarm hat man in den vergangenen Jahren zwei Fischaufstiegshilfen realisiert, einen dritten gibt es seit 2016 am unteren Kraftwerk.
Der "Schwentinepark" selbst ist ein kleiner natürlich angelegter Tierpark mit verschiedenen Wanderwegen, in dem Wildschweine, Rot- und Damhirsche, verschiedene Urschafe, Kaninchen, Esel, Lamas, exotische Vögel und andere beheimatet sind. Es gibt auch ein Schwimmbad und einen Imbiss am Weg sowie die "Obstquelle", einen Hofladen der Obstplantage, die Obst, Säfte und Weine anbietet und auch über eine Sitzmöglichkeit verfügt.
Im "Stadtporträt Schwentinental" informieren wir Sie über Sehenswürdigkeiten in dieser jungen Stadt, die sich im Jahr 2008 aus den Gemeinden Raisdorf und Klausdorf gebildet hat.
Schwentinental Ortsteil Klausdorf nach oben
Kurz unterhalb des letzten Kraftwerks gegenüber der Obstplantage können wir wieder einsetzen. Der hölzerne Anlegesteg wurde 2010 erneuert. Wir paddeln zu einer Straßenbrücke, unter der ein netter Schwall rauscht. Rechts anlegen würde uns zur Oppendorfer Mühle bringen, einer kleinen Schnell - Gaststätte mit Biergarten. Wir paddeln eine kurzen Gefällestrecke hinunter, hinter der nächsten Kurve liegen einige größere Granitfindlinge, die es zu umschiffen gilt. Im frühen Frühjahr ist dieser Abschnitt für Anfänger nicht zu empfehlen...
Dieser Schwentineabschnitt unterhalb der Oppendorfer Mühle gehört zu den schönsten Flusslandschaften in Schleswig-Holstein, die paddelbar sind. Eine artenreiche Vogelwelt hat hier ihr Zuhause z.B. Sprosser, Klein- und Buntspecht sowie Schwarzspecht, Gebirgsstelzen und natürlich Eisvögel. Es gibt Schildkröten und viele Rehe. Wenn man Glück hat, kann man hier eine Wasseramsel treffen. Der Flussuferläufer hat ebenfalls hier sein Revier. Auch Sperber, Bussard sowie Waldkauz brüten hier.
Es erscheint rechts ein Anleger für Motorschiffe, ab hier verkehrt die Flotte der Schwentinetalfahrt der Familie Vormelcher. Also ist Vorsicht geboten, da die Schwentine nicht sonderlich breit ist. Wer noch nie gepaddelt ist, sollte erstmal woanders das Steuern üben.
Die Schwentine teilt sich kurz darauf, wir können sowohl links als auch rechts paddeln. Der Durchstich rechts ist kürzer. Die Insel ist regelmäßig Brutplatz von Grau - oder Kanadagänsen und vielen Singvögeln sowie Spechten. Das Gelände hat Auenwaldcharakter, es wachsen hier größere Erlen und Weiden.
Am Ende dieser beiden Schwentinearme liegt der Klausdorfer Kanuverein. Die verbleibenden 3 Kilometer bis Kiel-Wellingdorf sind größtenteils erstaunlich wild, es gibt auch hier wieder Sumpfufer mit üppiger Vegetation und überraschender Tierwelt: man kann regelmäßig Schildkröten sehen oder oft auch Ringelnattern, die entweder die Schwentine durchqueren oder sich am Ufer sonnen. Der Stadtlärm von Kiel dringt glücklicherweise gerade hier nicht durch, so dass es noch eine Zeitlang ruhig ist. Rechts liegen Gut Oppendorf und das Dorf Oppendorf, bevor Schönkirchen beginnt. Dort steigen auch die Ufer wieder steil an, eine Fußgänger - und eine Eisenbahnbrücke queren die Schwentine.
Schwentine in Kiel nach oben
So sind wir bald in Kiel-Wellingdorf (rechts der Stadtteil Neumühlen/Dietrichsdorf) angelangt, wo wir unsere Kanutour beenden (anlanden ist nur am Parkplatz unter der B 502 - Brücke möglich) oder über die Förde fortsetzen können. Dafür müssen wir unser Kanu unter der Alten Schwentinebrücke hindurch durch die Borsten-Bootsgasse umsetzen. Das Umsetzen findet unterhalb der Straße statt, nur den Kopf müssen wir ein wenig einziehen.
Vor den Wehren befindet sich rechts der Standort der "Schwentinetalfahrt".
Kieler Förde paddeln nach oben
Es ist etwas ganz besonderes, in Kiel auf der Förde weiter zu paddeln, z.B. nach Mönkeberg oder Laboe oder zur Kieler Innenstadt. Da ist man schon mal 50 Meter neben der riesigen Norwegen-Fähre "Color Fantasy", kann die Weite der Ostsee schon spüren. Aber es gibt auch ausgeprägte Wellen und oft erheblichen Wind. Vorsicht vor den Kapitänen der Fördedampfer (Linienpassagierschiffe in der Kieler Förde), die Jungs sind sehr forsch und missachten oft die Regeln. Dafür machen sie gerne mal viel Lärm mit ihren Tröten, während sie "Gas" geben. Und man bedenke: diese Schiffe können ebensogut seitwärts wie geradeaus fahren, wovon sie regen Gebrauch machen. Während der Kieler Woche 08 hat so ein forscher Typ doch glatt eine Segeljolle versenkt!
Fazit nach oben
Für die gesamte Paddeltour kann man 4 Tage aufwenden, wenn man sich angemessen Zeit lässt und auch mal den einen oder anderen Abstecher unternimmt. Man kann es aber auch in 2 Tagen abreißen, jeder wie er mag. Durch Seenrundfahrten kann man die Tour beliebig in die Länge ziehen oder einen ganzen Urlaub daraus machen. Eine Schwentinetour durch die Holsteinische Seenplatte gehört zu dem Schönsten, das man in Schleswig-Holstein mit dem Kanu unternehmen kann.
Schildkröten und Seeadler nach oben
Überall lohnt es sich, Augen und Ohren offen zu halten, um das eine oder andere Naturschauspiel mit zu erleben, z.B. wenn ein Seeadler Beute macht, ein Fischadler kopfüber ins Wasser schießt oder eine Ringelnatter den Fluß überquert. Wir haben auch schon beim "Landgang" erlebt, wie eine Schildkröte sich halb eingegraben hat, um Eier ablegen zu können. Schildkröten kann man am gesamten Fluss von Kiel bis Plön antreffen, vor allem bei sonnigem Wetter. Sie sitzen gerne auf umgestürzten Bäumen oder Resten von Bäumen.
Flussauf mit dem Kanu? nach oben
Auch von Kiel flussaufwärts lässt sich die Schwentine paddeln, allerdings muss man bei Gepäckfahrten das letzte Stück (ca. 200 Meter) vor der Oppendorfer Mühle oft treideln (Kiesuntergrund) und nach längeren Regenperioden vom Rosensee bis Preetz (vor allem direkt vor dem Kirchsee in Preetz!) sowie bei Wahlstorf und dem Abschnitt zwischen Kronsee und Großer Breite mit etwas stärkerer bis hin zu starker Strömung (auf kurzen Abschnitten) rechnen. Das Gleiche gilt für Bad Malente unterhalb der Gremsmühle. Aber es ist machbar, mit leerem Kajak allerdings eher als allein mit vollbepacktem Canadier. Aber überall, wo es wirklich flach ist, dafür jedoch stark strömt, ist der Boden so fest, dass man gut aussteigen und treideln kann.
Gewässerkarten zur Unterstützung Ihrer Planung und für unterwegs